Witebsk Weissrussland
Die belorussische Gebietshauptstadt Witebsk an der Dwina (Düna) ist die größte von Nienburgs Partnerstädten. Sie hat über 350 000 Einwohner. Vier Hochschulen sind die Stützpfeiler des Bildunssystems. Maschinen- und Elektrogerätebau, Textil-, Leder- und Schuhindustrie, Lebensmittelherstellung und ein reges Gewerbeleben bilden die Schwerpunkte der städtischen Wirtschaft. Als großer Verkehrsknotenpunkt im Nordosten der belorussischen Republik ist Witebsk eine bedeutende Drehscheibe der Beziehungen zu Russland und in den baltischen Raum.
Witebsk wurde erstmals im 11. Jahrhundert, also etwa zur gleichen Zeit wie Nienburg, urkundlich erwähnt. Im 13. Jahrhundert wurde es Haupt- und Residenzstadt des bedeutenden Fürstentums Polozk, kam dann unter litauische Herrschaft und wurde schließlich an Polen abgetreten. Die geographische und damit geostrategische Lage der Stadt brachte es mit sich, dass Witebsk von vielen Kriegen in Mitleidenschaft gezogen wurde, zuletzt 1941 beim deutschen Überfall auf die Sowjetunion. Er führte zur fast völligen Zerstörung der Stadt, vielen Todesopfern, Deportation der Menschen zur Zwangsarbeit in Deutschland und Ermordung der jüdischen Bevölkerung.
Es war die Erinnerung an diese deutsche historische Schuld, die den Anstoß zur Partnerschaft Nienburgs mit Witebsk gab. 1988 schlug das Internationale Begegnungswerk (IBW) der Stadt die Partnerschaft vor, 1991 wurden die Urkunden unterzeichnet. Geschenk der Stadt Nienburg an die Geburtsstadt Marc Chagalls: seine Original-Lithographie "Dem Lichte zu".Das heutige Witebsk ist nicht nur Gebietshauptstadt, sondern auch eines der kulturellen Zentren Weissrusslands. Hier schufen u.a. Marc Chagall, Jehuda Pen, Iwan Puni, El Lisizki, Kasimir Malewitsch ihre Kunstwerke. In Witebsk werden bedeutende internationale Festspiele veranstaltet: Festival der Künste “Slawischer Basar” (zweite Hälfte Juli), internationale Chagall-Tage (zum Geburtstag des Malers am 7.Juli), Solertinski-Musikfestival (erste Dekade Dezember), internationales Festival der modernen Choreographie (Ende November-Anfang Dezember).
S e h e n s w ü r d i g k e i t e n:
- Marc-Chagall-Museum (Pokrowskajastr. 11. Elternhaus, in dem Chagall seine Jugendjahre verbrachte. Das Museum wurde 1997 eröffnet. Es zeigt Gebrauchsgegenstände des 19. bis 20.Jh. , Kopien von Archivdokumenten und Werken des Malers, die über die Lebensjahre Chagalls und seiner Eltern in Witebsk informieren);
- Marc Chagall Art Centre (Sowjetskajastr. 25. Im 1992 eröffneten Kunstzentrum werden ständig Ausstellungen der Werke von Chagall veranstaltet. Alljährlich finden hier die Internationalen Chagall-Tage statt. In den Magazinen lagern ca. 300 Graphiken des Malers);
- Ehemaliges Rathaus (Baujahr 1775, beherbergt heute das Gebietsheimatkundemuseum mit Dauerausstellungen u.a. über die Witebsker Region während des 2. Weltkrieges);
- Denkmal für die Helden des Krieges 1812 (im Jahre 1912 enthüllt);
- orthodoxe Mariä-Verkündigungs-Kirche (im Jahre 1998 an der Stelle der gleichnamigen Kirche aus dem 12.Jh. wiederaufgebaut);
- orthodoxe Mariä-Schutz-Kathedrale (im 19.Jh. erbaut, im Jahre 1992 restauriert);
- katholische Hl.Barbara-Kirche (Ende des 19.Jh. erbaut, im Jahre 1994 restauriert, Konzerte der Orgelmusik);
- Kunstmuseum (u.a. Werke der russischen Maler Repin, Lewitan, Kuindshi, Kramskoj, Polenow und belorussischen Künstler Chruzkoj, Sarjanko, Belynizki-Birulja, Minin, Jehuda Pen);
- Kulturzentrum (Frunsepark);
- Jakub-Kolas-Theater (an der Kirov-Brücke, 1926 gegründet);
- Amphitheater (Frunseprospekt, u.a. FestivalSlawischer Basar);
- Philharmonie (Leninplatz, Orgel- und Kammerkonzerte);
- Denkmal für die Befreier (Soldaten, Partisanen und zivile Untergrundkämpfer des Zweiten Weltkrieges (Siegesplatz);
- Sportpalast (1999 eingeweiht, Eissport);
- Museum für den Maler Ilja Repin (im ehem. Landgut des Künstlers in Sdrawnewo, 16 km nördlich von Witebsk).